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Schöne Frauen lesen

Über Ingeborg Bachmann, Annette von Droste-Hülshoff, Friederike Mayröcker, Virginia Woolf u a - Sammlung Luchterhand

Erschienen am 03.09.2007
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783630621210
Sprache: Deutsch
Umfang: 217 S., 7 s/w Illustr.
Format (T/L/B): 1.6 x 18.7 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Eine persönliche Literaturgeschichte von einer der interessantesten Schriftstellerinnen ihrer Generation Wir glauben sie alle zu kennen: Droste-Hülshoff, Virginia Woolf oder Ingeborg Bachmann, denn sie sind Ikonen der Literatur. Aber kennen wir auch ihr Werk? Ulrike Draesner versammelt Autorinnen, die für sie als Leserin und Schreibende wichtig sind, bringt sie uns auf klarsichtige und intelligente Weise näher und untersucht, inwieweit deren Werke für ein heutiges Schreiben relevant sind. Und sie zeigt, wie sehr die "schreibende Frau" auch immer ein Skandal war, schön und schräg, beängstigend und verwirrend zugleich.

Autorenportrait

Ulrike Draesner, 1962 in München geboren, lebt in Berlin und Leipzig. Sie schreibt Romane, Erzählungen, Essays und Gedichte und interessiert sich für Naturwissenschaften ebenso wie für kulturelle Debatten. Für ihre Romane und Gedichte wurde Ulrike Draesner mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Preis der LiteraTour Nord, dem Bayerischen Buchpreis, dem Deutschen Preis für Nature Writing, dem Ida-Dehmel-Literaturpreis (alle 2020) sowie mit dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds (2021). Von 2015 bis 2017 lehrte sie an der Universität Oxford, seit April 2018 ist sie Professorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. »Ulrike Draesner ist eine der bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Als Romanautorin, Lyrikerin, Essayistin und Übersetzerin - besonders erwähnenswert sind ihre Übersetzungen der diesjährigen Nobelpreisträgerin Louise Glück ins Deutsche -, hat sie breite Anerkennung erlangt.« Times Literary Supplement

Leseprobe

Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) Anna Elisabeth Franziska Maria Adolphina Wilhelmina Ludowica, aufgewachsen in einer Wasserburg nahe Münster, ledig, unternahm 1841 eine Wasserreise besonderer Art: Sie besuchte ihre Schwester, die mit Familie im Meersburger Schloss lebte, am Bodensee. Kaum war 'Nettchen' angekommen, traf auch Lewin Schücking ein, muntere 17 Jahre jünger als die Dichterin, ehrgeizig, westfälischer Neu-Schriftsteller. Manche reden von 'mütterlicher Liebe' - Drostes Gedichte aus der Zeit erzählen etwas anderes. Im April '42 reiste Schücking wieder ab. Die Dichterin, klein, blond, stark kurzsichtig, die Augen wölbten sich vor wie bei einem Frosch, ging wieder allein spazieren. Weibliche Welten? Ja, Annette war witzig, bissig, satirisch. Musste Nichten und Neffen hüten. Das Schloss in Meersburg besuchte sie noch zweimal; dort wohnte sie in der 'Spiegelei' - freier Blick auf das spiegelnde Wasser des Sees. 1844 erschien auch Schücking wieder, mit frisch angetrauter Gattin. Droste ersteigerte ein Meersburger Haus samt Weinberg. Blicke auf Himmel und See. Schücking und Frau blieben drei Wochen, man kann sich ausmalen, was sich abspielte, er und Droste sahen sich danach nie wieder. Sie versuchte ihr Traubenglück: auspressen, keltern, trinken. Und schrieb Gedichte über Gruben, Pflichten, über Glauben und darüber, was man nicht glauben kann. Sie lachte gern. Krank war sie schon als Kind, blieb es ein Leben lang. Nervosität? Schwächlichkeit? Aus dem Rebenkeltern wurde nichts. Im Alter von 51 Jahren starb sie in Meersburg, wohl an einer Lungenembolie, die einzig wirklich eigenständige Dichterin deutscher Zunge des ganzen 19. Jahrhunderts. Ist das traurig? Ja. Gustave Flaubert (1821-1880) Achet Chufu, Horizont de Cheops - im Dezember 1849 stehen Flaubert und sein Freund Maxime du Camp vor der 140 Meter hohen Pyramide bei Gizeh. Flaubert befindet sich im 'besten Mannesalter', viele Badehäuser werden besucht, zahlreiche Mädchen und Knaben aus der Nähe angesehen. Gustave steckt sich mit Syphilis an, alles andere hingegen läuft wie vorgesehen: Maxime und Gustave schlafen am Fuß der Pyramide in einem Zelt, um am nächsten Morgen vor der Hitze des Tages die Besteigung zu wagen. Gustave, 'bestes Mannesalter', leider etwas dick, beginnende Glatze, keinerlei Kondition, braucht Hilfe: zwei Ägypter schieben, zwei andere ziehen ihn hinauf. Oben wartet bereits Freund Maxime, Flaubert findet eine Visitenkarte, ausgelegt wie ein Osterei: Humbert,Frotteur - Rouen. Das also ist ihr Humor: natürlich hat Maxime die Karte platziert. Doch, besser noch: Flaubert selbst brachte sie nach Ägypten, hatte sich bereits zu Hause den Pyramideneffekt ausgedacht. Effekte, unwahrscheinliche Übereinstimmungen, Zufälle und Zusammenhang. Auf die Bourgeoisie spottete Flaubert gern, doch als Madame Bovary Erfolg hatte, ließ er sich das Pariser Gesellschaftsleben durchaus gefallen - seiner Emma gar nicht so unähnlich. Sogar das Kreuz der Ehrenlegion trug er auf dem Busen, ganz wie der lächerliche Bovary-Apotheker Homais. Aber die Räume selbstironischer Spiegelung sind unendlich - mise en abîme nennen die Franzosen das, 'an den Abgrund setzen'. Beine baumeln lassen, Horizont genießen. Zu Hause lebte Gustave mit Mutter und Nichte, aus jeder Generation war in der einst großen Familie nur einer übrig geblieben. Später, als er allein war, kaufte er sich einen Windhund und träumte von Prosa um nichts. Er starb plötzlich, erst 58 Jahre alt; als man ihn fand, war seine Faust so verkrampft, dass man keinen Handabdruck nehmen konnte. Auch dies - ein Horizont. Im Übrigen war Flaubert stark kurzsichtig; er verstand es, Poren zu sehen. Virginia Woolf (1882-1941) Gordon Square, London-Bloomsbury: lautstark warb eine kleine Kommune für freie Liebe, die Bibliothek des British Museum lag um die Ecke, die Zeitungsredaktionen der Fleet Street waren nah. In das helle alte Haus Nr. 46 zogen im Sommer 1904 Vanessa, Adrian und Thoby Stephen; die Vierte im Bund Leseprobe

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